Sie haben eine Lebensversicherung oder Rentenversicherung mit einem Garantiezins?

Dann habe ich keine guten Nachrichten für Sie!

 

April 2012

 

„Portfolio International“: Lebensversicherung in Lebensgefahr

 

„… Einige LV-Anbieter verabschieden sich von den klassischen Deckungsstockgarantien, weil sie unter den Bedingungen niedriger Zinsen nicht mehr an das traditionelle Produkt glauben.“

 

November 2012:

 

„Handelsblatt“: Lebensversicherer bitten um Aussetzung der garantierten Zinszahlungen

 

Die Differenz zwischen Marktzins (derzeit rund 1,5 Prozent für Staatsanleihen) und Garantiezins der Versicherungsverträge (derzeit 1,75 Prozent für Neuverträge und bis zu 4.0 Prozent für Altverträge vor 2000, die zum Teil noch Jahrzehnte laufen) sei für die Versicherer „ein Alptraum“, da die Versicherer mehr bezahlten als sie bekämen.

 

Dabei berief sich die Zeitung auf ein Protokoll über ein Gespräch Ende Oktober 2012

im Bundesfinanzministerium.

 

Dezember 2012

 

„Bewertungsreserven müssen nicht mehr an Versicherungskunden ausgeschüttet werden“

 

Es wurde im „Eilverfahren“ versucht per Gesetz die Bewertungsreserven der Lebensversicherer neu zu regeln. Beschlossen wurde Folgendes: Stille Reserven sollten ab 21. Dezember 2012 nicht mehr an Aussteiger ausgeschüttet werden.

 

Durch die Neuregelung sollte die bisher vorgeschriebene hälftige Beteiligung auslaufender oder gekündigter Verträge an den Bewertungsreserven von Zinspapieren beendet werden.

 

Die bisherige Regelung führt wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase dazu, dass aktuell aussteigende Kunden zu Lasten aller Bestandskunden bevorteilt werden, egal ob ihre Verträge regulär auslaufen oder sie vorzeitig kündigen.

 

Der Zwang zur Ausschüttung von Bewertungsreserven beschleunigte in der Niedrigzinsphase für die Gesamtheit der Kunden den Zinsrückgang im Kapitalanlagenbestand. „Die Neuregelung verhindert so, dass die Erfüllung der garantierten Leistungen an die Kunden langfristig gefährdet wird“, hieß es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

 

Dieses Gesetz kam aber nicht durch den Bundesrat und wurde abgelehnt.

 

Januar 2013

 

Gesamtverzinsung der Lebensversicherer sinkt für das Jahr 2013 im Durchschnitt um 0,25%

 

August 2013

 

"Süddeutschen Zeitung": Niedriegzinsfalle: Lebensversicherer bitten Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) um Hilfe

 

Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus in Folge der Finanzkrise fiele es Deutschlands Lebensversicherern immer schwerer, die ihren Kunden garantierten Zinserträge zu erwirtschaften.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hätten deshalb bereits mehr als zehn Gesellschaften bei der Bundesanstalt für

Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die zeitweise Aussetzung der Vorschriften zur Beteiligung der Kunden an ihren Gewinnen beantragt.

 

Marktführer seien nicht dabei.

 

Viele Versicherer würden auch keine Schlussüberschussanteile mehr auszahlen.

 

Die dazu befragten Versicherungsvorstände argumentierten, dass die Gesellschaften für ihre Kunden im Schnitt nur noch 3,6 Prozent laufende Überschussbeteiligung erwirtschaften und sie somit den ausscheidenden Kunden mit hoher Garantie nicht noch einen darüber hinausgehenden Schlussgewinnanteil auszahlen könnten.

 

 

Januar 2014

 

„Die Welt“: „Lebenspolicen stehen vor dem finalen Niederschlag

 

Lebensversicherern fällt es schwerer, die versprochenen Renditen zu erwirtschaften. Nun beraten sie über eine weitere Absenkung des Garantiezinses. Sparern bleibt bald kaum noch mehr als ein Prozent.

 

….Wegen der Marktlage mit niedrigen Zinsen eingeschränkten Anlagemöglichkeiten und schweren Altlasten denken die Versicherer über eine Senkung der maximalen Verzinsung nach, die sie ihren Neukunden versprechen dürfen.

 

….Die Aktuare hatten daher schon im vergangenen Jahr Alarm geschlagen: "Hält diese Situation an, so wird es für die Unternehmen immer schwieriger, den Garantiezins zu erwirtschaften."

 

März 2014

 

„FAZ“ Meldung: Bafin hält die Unterstützung für Lebensversicherer ist alternativlos

 

Die Chefin der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Elke König, hat in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) die Pläne der Bundesregierung zur Stützung der Lebensversicherer verteidigt.

 

Deutschlands oberste Finanzaufseherin hält das Gesetzpaket für erforderlich, um die Lebensversicherung zukunftsfähig zu machen, sagte sie der Zeitung.

 

Es sind die Streichung der Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven geplant sowie Kostendämpfende Maßnahmen. 

 

 

 

 

Was heißt dieses Fachchinesisch auf Deutsch?

 



Garantieverzinsung

 

Vereinfacht erklärt bedeutest dies folgendes:

 

Lebensversicherer müssen, um die Garantien erfüllen zu können, das Kapital der Kunden so sicher anlegen, dass die garantierte Verzinsung auch gezahlt werden kann. Das ist ja auch gut und vom Kunden gewollt.

 

Wie geht das?

 

Indem soviel Geld in sichere, festverzinsliche Werte (Rentenpapiere wie Bundesschatzbriefe, Schuldverschreibungen etc.) investiert wird, um die Garantie abzusichern. Der Rest kann dann in andere Anlagen investiert werden, in denen eine höhere Rendite erzielt werden könnte.

 

 

Was bekommt man heute an Zinsen, wenn Geld sicher angelegt werden muss?

 

Die Umlaufrendite beträgt derzeit bei 1,6%. Die Garantieverzinsung der Versicherer ist bei klassischen Tarifen ist aber 1,25% bei neuen Vertragen. Alte Verträge haben noch eine Garantieverzinsung von teilweise mehr als 4%!!!

 

Wenn die Kapitalanlagen gerade einmal oder kaum mehr als den Garantiezins erbringen und die Versicherungen ja auch noch etwas für sich verdienen müssen – wo soll dann noch eine sinnvolle Rendite herkommen?

 

Im Jahr 2012 wurden z.B. für über 4,5 Mrd. Euro 2-jährige Bundesschatzanweisungen mit 0% Rendite vom Bund herausgegeben. Hauptkäufer? Die deutschen Versicherungen!

 

Die Kapitalanlegen der Versicherungen waren Ende 2013 mit ca. 95% in Rentenwerte und ähnliche Anlagen mit niedrigem Zins investiert. Zwar gibt es noch Altbestände von Wertpapieren dieser Anlagearten mit höherer als die derzeitige Verzinsung, aber diese laufen nach und nach aus, bzw. werden durch die, gesetzlich noch verankerte, Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven aufgezehrt.

 

 

Wird sich die Situation bald entspannen?

 

Nein!

 

Warum?

 

Selbst wenn der Marktzins in den nächsten Jahren wieder signifikant steigt, was ich nicht glaube, würde sich dies erst mit erheblicher Verzögerung auf die Rendite der Kunden auswirken.

 

Die erst in den letzten Jahren und wohl noch in den kommenden 3-5 Jahren von Versicherungen investierten Gelder bringen durch die vorgeschriebenen Sicherheitsansprüche nur eine geringe Rendite.

 

 

Sinkende Gesamtverzinsung

 

Sie haben vielleicht gelesen oder gehört, dass die Gesamtverzinsung für Lebens- und Rentenversicherungen in den letzten Jahren immer weiter gesunken ist. Aber haben Sie sich einmal ausgerechnet, was das für Sie bedeutet?

 

Im Branchendurchschnitt ist die Gesamtrendite allein im letzten Jahr um 0,25% gesunken.

 

Trend? Steigend abwärts!

 

Am deutlichsten ist dies zu erkennen, wenn man eine Berechnung für einen Neuvertrag einer Versicherung erstellt.

 

Da ich über nahezu alle Tarife Zugriff habe, weiß ich, dass die zukünftigen Ablaufleistungen, die die Versicherer in Ihren Berechnungsprogrammen darstellen, immer niedriger ausfallen und die aktuelle Gesamtverzinsung, wenn mit berücksichtigt, zumindest sehr in ihrem Aussagewert für die Zukunft relativiert wird.

 

Bei sofortbeginnenden Rentenversicherungen gegen Einmalbetrag wird fast ausnahmslos nur noch die garantierte Verzinsung von 1,25% im Gesamtergebnis dargestellt. Das ist zwar schmerzlich aber zumindest fair dem Kunden gegenüber.

 

Sie könnten jetzt meinen: 1,25% sichere Garantieverzinsung durch einen deutschen Versicherer ist doch noch ganz gut!?!?

 

Sie dürfen die laufenden Kosten nicht vergessen: durchschnittlich ca. 2% pro Jahr laufende Verwaltungskosten und die einmaligen Abschlusskosten von 5-24%, die in den ersten 5 Jahren verrechnet werden.

 

 

Von der Garantie bleibt da nicht mehr viel übrig.

 



Bewertungsreserven

 

Die Bewertungsreserven, mit deren Hilfe u.a. die heute noch dargestellte Gesamtrendite für Versicherungsverträge erreicht wird, werden dramatisch schnell abgebaut werden.

 

Die folgenden Grafiken vom Gesamtverband der Versicherer, die Sie auf dessen Homepage finden können, zeigt diese Entwicklung.

Bewertungsreserven entstehen, wieder einfach gesprochen, so:

 

Sie besitzen einen Bundesschatzbrief über 100.000€ mit einer Rendite von 4% pro Jahr, der erst in 5 Jahren ausläuft. Ihr Ertrag wäre also 4.000€ pro Jahr, Restlaufzeit 5 Jahre, ergibt sichere 20.000€ Zinsen.

 

Ihr Nachbar möchte heute für 100.000€ einen neuen Bundesschatzbrief kaufen mit einer Laufzeit von 5 Jahren. Die Rendite für neue Bundesschatzbriefe ist ca. 1,5% pro Jahr, sprich 1.500€ pro Jahr. Das ergibt 7.500€ Zinsen in 5 Jahren.

 

Sie sagen Ihrem Nachbarn, dass Sie Ihren alten Bundesschatzbrief verkaufen wollen, der für 5 Jahre noch 4% Zins pro Jahr bringt. Prima, sagt der Nachbar, und will Ihnen dafür den Betrag von 100.000€ zahlen, den Sie damals eingezahlt haben und nach Ablauf der 5 Jahren vom Staat dafür zurückbekämen.

 

Würden Sie dies tun? Ich hoffe nicht!

 

Er müsste schon einen Großteil des Zinsvorteiles zusätzlich zahlen, den er durch den Kauf Ihres Bundesschatzbriefes erhält.

 

Aber Sie sind nett, sehr nett, und verkaufen ihm den Bundesschatzbrief für 100.000€ plus 10.000€, also für 110.000€.

 

Macht das Ihr Nachbar? Wenn er rechnen kann, dann ja.

 

Durch dieses nette Geschäft erhält Ihr Nachbar in den nächsten 5 Jahren zusätzlich 2.500€ mehr an Zinsen. 20.000€ bekommt er durch den Bundesschatzbrief von Ihnen, minus der 10.000€, die er Ihnen für den Zinsvorteil gezahlt hat. Das sind 10.000€ Zinsen anstatt 7.500€, die er durch einem neuen Bundesschatzbrief bekommen würde.

 

Und diese 10.000€, die Sie mehr von Ihrem Nachbarn für Ihren alten Bundesschatzbrief bekommen haben (oder die die Versicherer bei einem solchen Geschäft bekommen würden) sind die Bewertungsreserven, die in den Grafiken dargestellt werden.

 

So etwas funktioniert aber nur, wenn die Zinsen in Bezug auf die Verzinsung der Rendite von älteren Wertpapieren gefallen sind. Steigen die Zinsen und Ihr Nachbar würde für einen neuen Bundesschatzbrief 4,5% Rendite pro Jahr bekommen, dann wäre er sehr dumm, wenn er für Ihren alten Bundesschatzbrief mehr zahlt, ganz im Gegenteil, der Preis für Ihren Bundesschatzbrief würde sogar sinken.

 

Deshalb werden die Versicherer, bei einem allgemeinen Zinsanstieg keine weiteren Bewertungsreserven aufbauen können, da die Wertpapiere früheren Kaufdatums im Bestand nicht mehr wertvoller werden – also keine Bewertungsreserven entstehen.

Sehr schön können Sie dies in der folgenden Grafik für den Zeitraum 2005 bis 2009 ersehen.

 

Reaktion der Versicherer

 

Einige Versicherer haben schon seit einiger Zeit auf die Marktgegebenheiten reagiert und teilweise herkömmliche/klassische Tarife ganz aus dem Programm genommen.

 

Viele Versicherungsgesellschaften bieten vermehrt sinnvolle Alternativen ohne Garantiezins an.

 

Das ist auch nötig, denn irgendwann merkt auch der letzte Verbraucher, dass er sein Geld besser direkt in Bundesschatzbriefe oder Festgelder investieren sollte, wenn er eine geringe Verzinsung seines Geldes für die Sicherheit der Kapitalanlage in Kauf nehmen möchte.

 

Wie lautet meine Empfehlung daraus?

 

 

1. Sie haben einen solchen schon länger bestehenden Vertrag:

 

Prüfen Sie, ob Sie mit der Rendite für die verbleibenden Jahre leben können

 

Wie können Sie diese Rendite errechnen?

 

Schreiben Sie Ihren Versicherer an (Musterschreiben erhalten Sie bei mir) und lassen sich bestimmte Werte für Ihren Vertrag mitteilen. Dann gehen Sie auf diese Seite

 

von Stiftung Warentest. Dort finden Sie ein zwar einfaches, aber dennoch sehr aussagekräftiges kleines Werkzeug. Geben Sie die angefragten Werte Ihres Versicherers in die entsprechenden Felder ein. Dann wissen Sie, was der Vertrag Ihnen in der Restlaufzeit voraussichtlich an Rendite bringt.

 

Gerne erstelle ich Ihnen auch eine Berechnung, wobei ich genauer vorgehen kann als das Programm der Stiftung Warentest, da man oft zusätzliche Parameter wie z.B. den beinhaltenen Versicherungsschutz mit berücksichtigen muss.

 

 

2. Sie haben einen erst in den letzten wenigen Jahren abgeschlossenen Vertrag:

 

Überlegen Sie ernsthaft, ob Sie in einen, üblicherweise langfristigen, Vertrag einzahlen und dies mit der sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen erst in sehr spätem Verlauf eine „akzeptable“ Rendite entstehen wird., sofern die Zinsen wieder erheblich ansteigen.

 

 

3. Sie wollen einen neuen Vertrag abschließen

 

Investieren Sie nicht in einen klassischen Vertrag mit Garantiezins solange die Marktzinsen niedrig sind!

 

Schauen Sie lieber nach Verträgen, die höchstens eine Kapitalerhaltsgarantie bieten.

Wenn Sie in der Zukunft eine Rendite erwarten, müssen Sie sich von einer 100%igen Sicherheit verabschieden und eines der Fondstarifangebote der Versicherer annehmen oder sich direkt für andere Kapitalanlagen entscheiden.

 

 

Nochmal zur Verdeutlichung: diese Probleme betreffen nur Tarife, die klassisch investiert sind und eine garantierte Verzinsung Ihres Kapitals versprechen.

 

Andere Tarifarten sind von der o.g. Problematik nicht betroffen, aber dennoch empfehle ich, auch diese einer aktuellen Betrachtung in Bezug auf Ihren ursprünglichen Anlagewunsch und der evtl. geänderten persönlichen Situation zu unterziehen.