Vorsicht Zertifikate!

Noch vor kurzer Zeit waren sie völlig aus der Mode, jetzt verkaufen Banken wieder in großer Anzahl schon wieder Zertifikate. Doch die Anleger sollten vorsichtig sein, denn Zertifikate sind teuer und anfällig für Tricksereien.

 

An deutschen Zertifikate-Börsen werden hunderttausende Wertpapiere gehandelt, insgesamt ist der Markt schon wieder mehr als 100 Milliarden Euro schwer – genug Geld, um die fälligen Schulden Portugals für die nächsten zehn Jahre zu bezahlen. Das Geld steckt in Zertifikaten.

Dabei waren Zertifikate noch vor kurzer Zeit völlig aus der Mode. Nachdem in der Finanzkrise die Investmentbank Lehman Brothers pleitegegangen war, schworen sich so mancher Anleger damals: Nie wieder Zertifikate! Doch es dauerte nur wenige Monate, bis die Anleger wieder zugriffen.

 

Zertifikate sind keineswegs immer eine gute Geldanlage. Das gilt auch, wenn die Bank, die die Zertifikate ausgibt, eigentlich sicher ist. Doch es muss nicht immer die Bank pleitegehen, damit Anleger weniger Geld zurückbekommen als erhofft. Rechtsanwälte und Anlegerschützer haben inzwischen so manche Beschwerde über Zertifikate gesammelt weil Anleger ihr Geld nicht zurückbekommen, wenn sie es zurückhaben wollen. Oder weil die Gebühren horrend sind.

 

Die Besitzer eines Zertifikats der Commerzbank beispielsweise kamen monatelang nicht mehr an ihr Geld. Die Commerzbank setzte die Zertifikate am 15. Dezember 2008 vom Handel aus – und verwies auf sogenannte „Marktstörungen“. Das war während der Finanzkrise der Jahre 2008 tatsächlich so. Nach Angaben der Börse wurden diese Zertifikate aber auch lange danach nicht wieder gehandelt. So geht es häufiger. Anleger können ihr Zertifikat längst nicht immer dann verkaufen, wenn sie das möchten. Denn in der Praxis sind Zertifikate fast nur dann handelbar, wenn die Bank dafür auch einen Kurs anbietet. Und das geschieht nicht immer.

 

Nicht nur das Landgericht Frankfurt verurteilte kürzlich eine Bank zu Schadenersatz. Diese hatte einer 70-jährigen Kundin, die ihr Geld sicher anlegen wollte, Zertifikate verkauft (Urteil vom 12.01.2011 - 2-21 O 35/10).

Wünscht der Kunde eine sichere Anlage, sei dies so zu verstehen, dass jedenfalls das eingezahlte Kapital erhalten bleiben solle, urteilte das Landgericht. Dieses Anlageziel sei mit der Empfehlung eines Zertifikats nicht zu vereinbaren, das nicht durch einen Einlagensicherungsfonds abgesichert ist.